Kinder und Jugendliche nach der Pandemie – eine kurze Bestandsaufnahme
Es ist bekannt, dass die vergangenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch bei der jungen Bevölkerung einen negativen Einfluss auf das psychische Wohlergehen ausgeübt haben. Insbesondere bei den Mädchen hat während dieser Zeit das Auftreten von Essstörungen um etwa 70 % und von Depressionen um etwa 25 % zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, in der zwischen den Jahren 2014 und 2021 anhand von ambulant gesammelten Daten beobachtet wurde, inwiefern Kinder und Jugendliche bezüglich ihrer Entwicklung und ihres Verhaltens auffällig waren.
Im Gegensatz zu der Zunahme der genannten Störungen bei den Mädchen hatte bei den Jungen das grundsätzlich sehr viel höhere Niveau von Verhaltens- und emotionalen Beeinträchtigungen seit Studienbeginn bis heute abgenommen. Das ist positiv zu bewerten, so die Studienverantwortlichen. Am stärksten betroffen von diesen Beeinträchtigungen des Verhaltens und der Psyche waren wohl die Kinder im Grundschulalter.
Die zurzeit also bereits sehr hohe Zahl an Kinder und Jugendlichen, die nicht zuletzt aufgrund der Pandemie einer professionellen Unterstützung beziehungsweise Behandlung bedürfen, um ihre Störungen wieder auszugleichen, scheint noch höher zu sein. Denn die Erfassung über die entsprechenden Abrechnungsdaten der Krankenkassen, die hier als Basisdaten genutzt wurden, scheint noch nicht abgeschlossen zu sein, da immer noch verzögert neue Erstdiagnosen hinzukommen.
Zusätzlich sind es auch die weiteren Ereignisse der aktuellen Zeit, die den jungen Menschen auch nach der Pandemie Anlass zur Sorge geben und damit die mentale Gesundheit belasten, wie die Umweltkrise oder der Ukraine-Krieg. Kinder und Jugendliche sind besonders anfällig für derartige krisenhafte Störfaktoren aus ihrer Umwelt. Bei ausbleibender Therapie können sich schnell langfristige Auswirkungen auf die Weiterentwicklung ihrer Psyche und ihrer gesamten Gesundheit ergeben, so die Studienverantwortlichen.
Kohring, C. et al.
Inzidenztrends psychischer sowie Entwicklungs- und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen in der ambulanten Versorgung – Entwicklungen zwischen 2014 und 2021.
Versorgungsatlas-Bericht
5/2023